Was können wir überhaupt noch essen? – FISCH

Fisch ist gesund – das weiß ja eigentlich jeder. Er enthält wichtige Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sind gut für Herz, Gehirn und das Immunsystem. Der Verband für Ernährung und Diätetik empfiehlt daher, ein- bis zweimal in der Woche Fisch zu essen.

Aber – und damit kommen wir zu dem Thema meiner Blogserie „Was können wir eigentlich noch essen?“ – kann man überhaupt noch mit gutem Gewissen Fisch kaufen?

Unsere Meere sind überfischt

Lange Zeit schien man irgendwie davon auszugehen, dass unsere Meere unerschöpflich sind. Aber mittlerweile wissen wir, dass dies ein fataler Trugschluss ist – denn Überfischung ist heute ein allgegenwärtiges Problem: Fast überall werden mehr Fische gefangen als natürlich nachwachsen können. Besonders die Fischgründe des Nordatlantik und des Mittelmeers sind davon betroffen. Weltweit gelten 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60 Prozent als maximal genutzt (Quelle: WWF, „Überfischung: Bald drohen uns leere Meere“). Industrielle Fischereiflotten sind dabei das Hauptproblem: Auf ihren Raubzügen orten sie große Schwärme per Echolot, Radar oder Hubschrauber. Mit kilometerlangen Leinen und gigantischen Netzen fangen sie in kurzer Zeit riesige Mengen (Quelle: Greenpeace, „Bald bleiben die Netze leer“). 

Beifang ist eine gigantische Verschwendung von Leben

Insbesondere der Einsatz von Schleppnetzen produziert viel Beifang (etwa Schildkröten, Wale, Delfine, Tümmler, Haie, Jungfische, nicht vermarktbare Fischarten, aber auch Seevögel). Tot oder schwer verletzt gehen diese Tiere wieder über Bord. So werden weltweit jedes Jahr bis zu 30 Millionen Tonnen Leben verschwendet. Extrem viel Beifang – bis zu 80 Prozent – erzeugt die Jagd nach Tieren, die im oder auf dem Boden leben, darunter Scholle, Seezunge und Krabben. Dabei werden Grundschleppnetze mit schwerem Geschirr über den Meeresboden gezogen. Sie nehmen alles mit, was dort wächst und krabbelt (Quelle: Greenpeace, „Bald bleiben die Netze leer“). So werden auch erhebliche Schäden an der Meeresumwelt, wie beispielsweise Korallenriffen und dem Meeresboden, verursacht.

Beifang ist letztlich eine gigantische Verschwendung, die wir uns nicht mehr erlauben können und sollten. Sie bringt Arten an den Rand des Aussterbens, bedroht die Basis der Fischerei und zerstört den empfindlichen Lebensraum Meer – ganz abgesehen davon, dass es ethisch unvertretbar ist, dass Lebewesen wie Müll behandelt werden (Quelle:WWF, „Überfischung: Bald drohen uns leere Meere“) . 

Fischerei muss nachhaltig werden!

WWF und Greenpeace stellen Forderungen an eine nachhaltige, zukunftsfähige Fischerei, die Du bei Interesse im Detail hier nachlesen kannst:

https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/nachhaltige-fischerei/

https://www.greenpeace.de/themen/meere/fischerei/nachhaltige-fischerei-was-versteht-greenpeace-darunter

Ist Aquakultur die Lösung?

Sollte man also nur noch gezüchteten Fisch aus Aquakultur kaufen, um die Meere zu schonen?

Leider ist es nicht ganz so einfach, denn die konventionelle Aquakultur ist ebenfalls mit Problemen verbunden. Groteskerweise wird in der Aquakultur Wildfisch verfüttert. Denn viele der Zuchtfische sind Raubfische. Für ein Kilo gezüchteten Lachs müssen mehrere Kilo wild gefangener Fisch gefüttert werden. Bei der Thunfischzucht sind sogar 20 Kilo Futter pro Kilo Thunfisch nötig. So wird durch Aquakultur letztlich die Überfischung der Meere weiter vorangetrieben.

Außerdem verursachen Aquakulturen, die ja häufig lediglich große, offene Netzkäfige in Küstennähe sind, große Umweltschäden, wenn Chemikalien, Nahrungsreste, Fischkot und Antibiotika in die Flüsse und Meere gelangen.

WWF und Greenpeace haben auch hier Forderungen aufgestellt, wie der Einsatz von Aquakultur nachhaltig und umweltschonend funktionieren kann:

https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/nachhaltige-fischerei/aquakulturen/

https://www.greenpeace.de/themen/meere/aquakultur-die-bessere-alternative

Auf Fisch-Essen ganz verzichten?

Aus diesen Gründen – und aus Tierschutzaspekten – fordern Organisationen wie PETA, ganz auf den Verzehr von Fisch zu verzichten:

https://www.peta.de/welttag-abschaffung-fischerei

Und wenn Du dennoch Fisch essen möchtest? Was kannst Du als Verbraucher tun? Kannst Du etwas bewirken?

Ja! Wir – die Konsumenten – sind letztlich diejenigen, die durch ihr Verbraucherverhalten eine unglaubliche (aber leider wenig genutzte) Macht haben, Dinge zu verändern. Denn die Nachfrage bestimmt letztlich das Angebot.

Indem wir fragen, woher der Fisch kommt, den wir kaufen, und uns aktiv für nachhaltig gefangenen Fisch entscheiden, können wir das Angebot verändern – langsam aber sicher – und damit am Ende auch die Fischereipolitik.

Kaufen wir also bewusst nur nachhaltig gefangene Meerestiere oder welche aus Öko-Aquakultur. Außerdem sollte meiner Meinung nach Fisch – wie im übrigen jegliche Lebewesen – nicht gedankenlos verzehrt werden, sondern als Kostbarkeit, als Delikatesse, gewertschätzt werden.

5 Tipps für den Einkauf von Fisch

Zum Schluss habe ich einige Tipps für den Einkauf von Fisch zusammengetragen:

  • Seltener und bewusster Fisch essen, nicht „gedankenlos“ nebenher.
  • Soweit ersichtlich, keinen Fisch aus schädlichen Fangmethoden (Schleppnetze) kaufen.
  • Kaufe nur Fangfisch mit „MSC“-Siegel, das Fisch aus nachhaltiger Fischerei zertifiziert. Zwar wird das „MSC“-Siegel zunehmend kritisiert, aber es ist immer noch besser, zertifizierten als nicht-zertifizierten Fangfisch zu kaufen.
  • Wenn möglich (bspw. im Urlaub am Meer) kleine Fischereien bevorzugen.
  • Fisch aus Aquakultur solltest Du nur mit dem „Bioland“- oder „Naturland“-Siegel kaufen.
  • Der WWF gibt Empfehlungen, welchen Fisch man noch bedenkenlos essen kann: https://www.fischratgeber.wwf.de/desktop/#/
  • Greenpeace hat seinen Fischratgeber leider 2016 das letzte mal aktualisiert: https://issuu.com/greenpeacede/docs/greenpeace_fischratgeber_2016

Denk dran: Durch Deine nachhaltige Einkaufsentscheidung hast Du erheblichen Einfluss!

Eure Nadine xx

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